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Frugalisten: Wer ist das und was können wir von ihnen lernen?

»Rente mit 40« heißt das wohl bekannteste Buch eines Frugalisten. Die Idee dahinter: in jungen Jahren sparsam leben, klug investieren und ab der Hälfte des Lebens nie wieder arbeiten müssen. Viele Spartipps der Frugalisten kann man über die diversen Blogs und Social Media einsehen. Für den durchschnittlichen Verbraucher sind einige davon aber viel zu krass. Dennoch kann man sich einiges von frugal lebenden Menschen abschauen und auch als Ottonormalverbraucher dadurch ein Vermögen aufbauen.

Was ist Frugalismus?

Wörtlich übersetzt bedeutet das französische Wort „frugal“ so viel wie „schlicht, spärlich“. Dies bezieht sich auf den Lebensstil der frugal lebenden Menschen. Sie versuchen so einfach und mit so wenig Konsum wie möglich zu leben. Auf der anderen Seite streben Frugalisten auch danach, bereits in jungen Jahren ein möglichst hohes Einkommen zu haben. Das Prinzip ist es, von dem Einkommen einen möglichst großen Teil zu sparen und klug zu investieren, um davon später ohne Erwerbsarbeit leben zu können.

Den Verzicht erleben sie dabei nicht als Einschränkung, sondern als Freiheit, sodass sie nicht unter dieser Lebensweise leiden und glücklich sind.

Anhängern des Frugalismus geht es bei der „Rente mit 40“ nicht darum, nie wieder zu arbeiten. Vielmehr wollen sie nur noch das arbeiten, was sie für sinnvoll erachten und nicht von anderen abhängig sein.

Welchen Prinzipien folgt der Frugalismus?

Frugalisten sind nicht geizig. Sie haben nur ein klares Ziel vor Augen. Das Sparen dient nicht dem Selbstzweck, sondern der Verwirklichung des Traums von Freiheit. Sie konsumieren nur das, was sie wirklich brauchen. Dadurch können sie oftmals bis zu 70% ihres Gehaltes sparen. Natürlich ist dies primär bei Gutverdienern der Fall, aber auch Durchschnittsverdiener können einen wesentlichen Teil ihrer Einnahmen sparen, wenn sie sich beim Lebensstil an Wenigverdienern orientieren. 

Wie sparen Frugalisten?

Ein wesentlicher Teil der Ausgaben liegt beim Wohnen. 30-50% von ihrem Einkommen geben durchschnittliche Deutsche – je nach Wohnort – für Miete und Wohnkosten aus. Menschen, die frugal leben, mieten sich so wenig Wohnraum, wie möglich. Idealerweise ein WG-Zimmer oder ein kleines Appartment. Dabei lassen sich schon mehrere hundert Euro sparen.

Die Einrichtung kann gern spartanisch sein und über Kleinanzeigen günstig oder kostenlos erworben werden. Überhaupt ist es oft besser, etwas gebraucht zu kaufen oder zu reparieren.

Wenn es möglich ist, verzichten sie auf ein Auto. Die Strecken zur Arbeit oder zum Einkaufen legen sie mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Auch hier gibt es oftmals eine Ersparnis von mehreren hundert Euro. Durch die tägliche Bewegung an der frischen Luft kann man sich auch das Fitnessstudio sparen. Dieses kann auch durch den kostenlosen Trimm-Dich-Pfad ersetzt werden.

In der Regel essen sie nicht außer Haus, sondern kochen selbst. Wenn man sich hier noch an saisonale Produkte hält, kann man zusätzlich sparen.

Auch ein teurer All-Inklusive-Urlaub ist nicht drin. Bei Bedarf gern aber Camping am nahegelegenen See oder einem Ziel, das mit der Bahn zu erreichen ist.  

Durch den Frugalismus sparen sie nicht nur Geld, sondern leben gleichzeitig sehr nachhaltig.

Wie bauen Frugalisten ein Vermögen auf?

Durch das Sparen von 50 – 70% des Gehaltes kommt in der Regel schon eine ordentliche Summe zusammen. Damit das Geld aber nicht durch die Inflation aufgefressen oder in der Entnahmephase zu schnell aufgebraucht ist, ist es wichtig, dieses klug zu investieren. So kann man ab einer bestimmten Summe regelmäßig Geld entnehmen, ohne diese vollständig aufzubrauchen. 

Eine Anlage an der Börse ist hier der Standard. Mittlerweile ist es durch die Verbreitung von breit gestreuten Indexfonds (ETF) und Neobrokern für jeden möglich, an der Börse zu investieren. Natürlich unterliegt diese Schwankungen. Durch die breite Streuung und einen langen Anlagehorizont kann man die Risiken der Börse jedoch minimieren und im Durchschnitt mit einer jährlichen Rendite von 6 – 10% rechnen. In jedem Fall muss man sich aber zuvor das erforderliche Wissen aneignen. Mittlerweile gibt es aber unzählige Quellen und man muss nur etwas Zeit investieren.

In der Entnahmephase kann man dann jährlich ungefähr 4 % von seinem Vermögen entnehmen, während das verbleibende Geld an der Börse weiter arbeitet und so nicht aufgebraucht wird.

Einige Anhänger des Frugalismus investieren auch in Immobilien, die dann durch Mieteinnahmen monatlich einen Cashflow bringen. Manche schwören auch auf Rohstoffe wie Gold oder Silber.

Die wichtigsten Learnings für Jedermann aus dem Frugalismus

1. Besinne Dich auf das Wesentliche

Was brauchst Du wirklich im Leben? Hinterfrage Deinen Konsum und die Gegenstände in Deinem Leben. Was davon macht Dich wirklich glücklich und was kaufst Du nur aufgrund von Werbung oder gesellschaftlichen Erwartungen? Gerade wenn Du ein hohes Einkommen hast: schau Dich mal um, wie andere Menschen leben, die weniger verdienen und trotzdem glücklich sind. 

2. Erhöhe Dein Einkommen und plane Deine Ausgaben

Nur wer nicht am Minimum lebt, kann auch sparen. Durch Weiterbildung kann man ein höheres Gehalt erreichen. Durch Nebenjobs kann man zusätzlich zum Gehalt noch sparen.

Damit Du weißt, wie viel Du sparen kannst, ist es wichtig, Deine Ausgaben zu kennen. Frugalisten führen daher genauestens Buch darüber. Dies kann auch Dir helfen, zu sehen, wie viel Sparpotential Du hast.

3. Investiere klug

Die Deutschen haben eine sehr schlechte Aktienquote verglichen mit anderen entwickelten Ländern. Gerade in Zeiten von niedrigen oder gar negativen Zinsen ist es sinnvoll, sich finanzielles Wissen anzueignen und klug an der Börse zu investieren. Durch eine breite Streuung und einen langfristigen Anlagehorizont ist es auch mit einem normalen Gehalt möglich, ein Vermögen aufzubauen. 

4. Gestalte Dein Leben nach Deinen Wünschen

Viele Menschen folgen den gesellschaftlichen Konventionen und überlegen sich nicht, wie sie ihr Leben gestalten wollen. Einmal im Berufsleben angekommen, befindet man sich nicht selten im Hamsterrad und alles Geld, das reinkommt, wird auch wieder ausgegeben oder maximal für späteren Konsum wie Urlaub oder ein Auto gespart.

Mit etwas Reflexion darüber, wie man sein Leben gestalten und sein Geld einteilen will, kann man Lebensmodelle finden, die besser zu einem passen. Warum nicht jetzt schon nur 30 statt 40 Stunden arbeiten oder vier statt fünf Tage die Woche. Ist Freizeit nicht doch auch wichtiger, als immer das neuste IPhone zu besitzen? Oder vielleicht nicht mit 40 in Rente zu gehen, aber auch als Mann bei der Familiengründung in Teilzeit wechseln?

5. Nicht mit jeder Gehaltserhöhung muss sich der Lebensstandard erhöhen

Frugalisten können in der Regel so viel sparen, weil sie zuvor studiert haben. Das bedeutet zum einen, dass sie bereits an ein spartanisches Studentenleben mit wenig Geld gewöhnt sind. Sie haben lange schon festgestellt, dass es nichts kostet, mit Freunden am See eine gute Zeit zu haben oder dass man gute Partys auch in einer WG mit Bier vom Supermarkt feiern kann. 

Auf der anderen Seite verdienen sie mit ihrem hohen Bildungsabschluss oft ein gutes Gehalt. Der Trick dabei ist, den Sprung in den Einnahmen nicht auf die Ausgaben umzulegen. Viele Berufseinsteiger geben ihr neu verdientes Geld gleich vollständig wieder aus. Sie erhöhen ihre Fixkosten durch ein neues Auto und eine neue Wohnung, die man sich endlich leisten kann. Würde man das Studentenleben jedoch noch einige Jahre so weiterführen oder den Lebensstandard nicht bis zum Maximum erhöhen, kann man leicht mehrere Tausend bis Zehntausend Euro im Jahr sparen. Klug investiert werden daraus mehrere Hunderttausend Euro. 

Auch andere Finanzexperten geben oft den Tipp, 50 % von jeder Einkommenssteigerung zu sparen und zu investieren. So kann man dann seinen Lebensstandard erhöhen und gleichzeitig ein Vermögen ansparen.


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