Du hast dich entschieden, eine Webseite für deine freiberufliche Tätigkeit anzulegen? Sehr gut! Das ist der erste wichtige Schritt. Allerdings gibt es beim Schreiben ein paar Fallen, in die man tappen kann. Denn für Texte im Web gelten ganz besondere Regeln. Welche das sind, möchte ich dir in diesem Beitrag erklären.
Schnell auf den Punkt kommen
Der Leitsatz für deine Internetpräsenz sollte lauten: „Schnell auf den Punkt kommen!“ Damit beziehe ich mich auf zwei Aspekte, die ich im Folgenden näher beleuchten werde. Zum einen geht es um kurze und prägnante Botschaften; zum anderen geht es darum, dass du dem potentiellen Kunden den Nutzen deiner Dienstleistung vermittelst.
Viel zu häufig stoße ich auf Webseiten, deren Startseite in etwa so aussieht wie im folgenden fiktiven Beispiel:
Herzlich willkommen! Ich freue mich, dich auf meiner Webseite begrüßen und dir mein vielfältiges Leistungsspektrum vorstellen zu dürfen, welches ich seit 10 Jahren mit viel Herzblut erfolgreich anbiete. Es ist mir eine riesengroße Freude, Entwicklungsprozesse zu begleiten, die Menschen in ihr Potential bringen, um ihren Traum zu leben. […]
Sehen wir uns das Beispiel genauer an. Im Grunde genommen wurde hier textlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Das fängt schon bei der Willkommensfloskel an. Wusstest du, dass diese längst nicht mehr zeitgemäß ist? Trotzdem gibt es im Internet noch viel zu viele Webseiten, die ihre Besucher derart begrüßen. Die Fehlerkette geht weiter mit viel zu langen Sätzen, die keine klare Botschaft für den Kunden haben. Oder hättest du erkannt, dass es hier um Bewerbungstraining geht? Der Seitenbetreiber vergeudet die wertvolle Zeit seiner Seitenbesucher. Denn:
Im Internet haben’s alle eilig
Schon seit Jahren gibt es immer wieder Studien, die zeigen: Seitenbesucher halten sich nur sehr kurz auf Webseiten auf. Dies hat sich mit der Smartphone-Nutzung nochmals verstärkt. Wenn Besucher der Seite nicht innerhalb kürzester Zeit das finden, wonach sie suchen, dann verlassen sie die Seite wieder. Und dir als Betreiber der Seite geht ein potentieller Kunde verloren.
Ein paar Zahlen gefällig? Laut einer Studie von Nielsen aus dem Jahr 2014 entscheiden die ersten zehn Sekunden darüber, ob der Besucher länger auf der Seite verweilen möchte oder eben nicht. Außerdem bleiben Internetnutzer durchschnittlich weniger als eine Minute auf einer Webseite. Nicht gerade lange, oder?
Das bedeutet also für deine Texte, dass du dich kurz fassen solltest. Auch wenn es früher in der Schule für besonders ausgeschmückte Formulierungen mit vielen Nebensätzen die besten Noten gab. Im Web gelten diese Regeln nicht. Vergiss sie also. Es geht auf deiner Webseite nicht darum, mit Formulierungen zu glänzen, die 20 verschachtelte Nebensätze enthalten.
Doch was bedeutet „kurz“? Natürlich darfst du auch mal Nebensätze benutzen. Problematisch wird es, wenn man einen Satz mehrmals lesen muss, bis man ihn verstanden hat.
Sieh dir die Webseiten erfolgreicher Unternehmen oder Agenturen an! Sie alle haben eines gemeinsam – nämlich kurze und knackige Texte.
Kommen wir zum zweiten Punkt guter Webpräsenzen.
Der Nutzen für den Kunden
Ziehen wir doch zunächst einmal das Negativbeispiel von eben heran. Ein Besucher der Seite wird sich beim Lesen wohl denken: „Das ist ja alles schön und gut. Aber was bringt MIR das Ganze?“ Im schlimmsten Fall wird er sich einfach nur fragen: „Häää???“
Der Fehler des Seitenbetreibers aus dem Beispiel ist, dass er den Text ausschließlich aus seiner Perspektive geschrieben hat. Die Kunst liegt jedoch darin, dass du die Perspektive des Kunden einnimmst. Versetze dich in ihn hinein! Er wird sich fragen, welchen Nutzen du ihm bieten kannst. Man sagt im Englischen: „What’s in it for me?“
Deshalb solltest du auf deiner Startseite auch nicht dich, sondern deine Leistungen in den Mittelpunkt stellen. Das gilt besonders für die Unterseiten von einzelnen Angeboten. Hier haben Texte über dich nichts zu suchen. Lege dafür lieber eine spezielle Unterseite („Über mich“) an.
Das bringt mich direkt zum nächsten Punkt…
„Über mich“ und Blog: Unterseiten mit anderen Regeln
Für manche Unterseiten deiner Webseite gelten die vorgestellten Regeln nicht – oder zumindest nicht so streng.
Unter dem Menüpunkt „Über mich“ darfst du beispielsweise ein bisschen weiter ausholen. Hier stehst du und dein Werdegang im Fokus: Was hat dich dazu gebracht, beruflich genau das anzubieten? Erzähle deine berufliche (Lebens-)Geschichte, indem du mit Storytelling arbeitest. Das lässt dich authentisch erscheinen und schafft Vertrauen, was wichtig für eine gute Beziehung zum Kunden ist (Stichwort: Trust-Elemente).
Das Blog auf deiner Webseite (insofern vorhanden) hat einen weiteren Sonderstatus. Hier wirkt es sich sogar negativ aus, wenn du mit Verkaufstexten arbeitest. Biete den Lesern stattdessen einen kostenlosen Mehrwert. Habe dabei keine Scheu davor, deinen ganz eigenen Schreibstil zu entwickeln.
Fazit
Auf deiner Startseite solltest du den Nutzen deines Angebots hervorheben. Vermittle diesen durch kurze und prägnante Botschaften. Der überarbeitete Text aus dem Beispiel könnte wie folgt lauten:
Erfolgreich bewerben! Ich helfe dir auf deinem Weg zum Traumjob. Mit individuellem Bewerbungs-Coaching und Gruppen-Seminaren.
Auf der Unterseite „Über mich“ darfst du gerne einen längeren Text schreiben. Allerdings sollten die Sätze auch hier nicht zu kompliziert sein.
Dein Blog sollte dazu dienen, dem Leser einen kostenlosen Mehrwert zu bieten.
Mit diesen einfachen Mitteln wertest du deine Internetpräsenz enorm auf, weil du deine potentiellen Kunden besser ansprichst. Falls du noch mehr zum Thema Webseite erfahren willst, empfehle ich dir diesen Gastbeitrag von Jonas Drechsel.
Weitere Infos findest du in meinem Buch:
Texte schreiben für WordPress Webseite und Blog
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