Unzufriedenheit im Job ist weit verbreitet. Die Aufgaben sind öde, die Führungskraft nervt und die Kund:innen sowieso. Zudem hat die Pandemie dafür gesorgt, dass viele Zeit hatten ihre berufliche Situation in Frage stellen und sogar die Kündigung einleiten. Expert:innen sprechen schon von der »Great Resignation« beziehungsweise einer Kündigungswelle. Bevor du jedoch den riskanten Schritt in die Kündigung machst, lohnt es sich ein mächtiges Werkzeug gegen Frust auszuprobieren: Nämlich Job Crafting.
Du kennst Leute, die wie geschaffen für ihren Job? Meistens sind diese Menschen meister des Job Craftings. Denn kein Job passt von vornerein perfekt zu den Zielen und der Persönlichkeit der Person. Ganz nach dem Motto »Love it, change it, leave it« geht es darum, sich seinen Job so zu gestalten, dass sie zu den eigenen Vorstellungen passt. Dazu muss der Job zunächst erstmal nur in die richtige Richtung gehen.
Was bedeutet Job Crafting?
Job Crafting bedeutet auf deutsch so viel wie »Arbeitsgestaltung«. Intuitiv denkt man, dass nur Vorgesetzte und Personalverantwortliche Arbeit gestalten können. Schließlich legen Sie Aufgaben fest und definieren Positionen. Es wird jedoch vergessen, dass auch Mitarbeitende Einfluss auf ihren Job haben. Denn hier geht es darum, selbst seinen Job an seine eigenen Vorstellungen anzupassen.
Der Begriff wurde von den Wissenschaftler:innen Amy Wrzesniewski, Justin Berg und Jane Dutton zurück. Sie fanden im Rahmen einer Studie heraus, dass manche Menschen ganz aus eigenem Willen die Aufgaben in ihrem Beruf anpassen. Das Resultat war, dass diese besser zu den persönlichen Zielen, Interessen und auch Stärken passten. Das reduzierte Unzufriedenheit und führte zu besseren Leistungen.
Wie funktioniert Job Crafting?
Die Reinform der Arbeitsgestaltung bezieht sich auf die Anpassung von konkreten Arbeitsaufgaben. So kannst du dir Überlegen, ob du aktiv nachfragt, sich in interessante Projekte einzubringen. Auf der anderen Seite geht es darum, ungeliebte Aufgaben zu reduzieren. Oft gelingt es nicht ganz, aber man muss sich ja nicht extra bei Dingen anstrengen, die man nicht tun will.
Daneben kann Job Crafting auch bedeuten, dass du an deinem Mindset beziehungsweise an deine Einstellung arbeitest. Frage dich genau: Was sind deine Ziele? Wie möchtest du sein? Auf dieser Grundlage kannst du dir überlegen, wie dein Job sein muss, dass er dir bei deinen Visionen hilft. Denn Ziele sorgen für die intrinsische Motivation, die du brauchst, um die Dinge in die Hand zu nehmen und an deiner beruflichen Situation etwas zu verändern.
Vielleicht kannst du deine Arbeit selbst gestalten, indem du einen Sinn in deiner Tätigkeit findest. Eventuell gibt es Aspekte im Job, die dich sehr wohl weiterbringen. Du kannst es nur vor Lauter Frust nicht mehr sehen. Wenn es keinen Sinn gibt, kannst du auch selbst einen Mehrwert schaffen. kannst du zum Beispiel Menschen finden, die noch nichts von deiner Arbeit wissen, obwohl sie von ihr profitieren können?
Job Crafting und seine Wirkung
Job Crating appelliert direkt an deine Selbstverantwortung. Indem du dir bewusst machst, dass du etwas an deiner Situation ändern kannst, bekommst du das Gefühl von Kontrolle. Das fördert das Selbstbewusstsein und wirkt motivierend. Schließlich hast du Gestaltungsspielräume, die du für dein eigenes Wohl nutzen kannst. Diese Perspektive steigert die allgemeine Arbeitszufriedenheit sowie die Motivation.
Geht die eigene Zufriedenheit und die Motivation nach oben, gehen Frust und auch Stress automatisch nach unten – das bezieht sich vor Allem auf negativen Stress. Die Folge ist, dass sich das Risiko einer Burn-Outs verringert. Auch das Gegenstück, das Bore-Out, welches die absolute Unterforderung beschreibt kommt selten vor.
Als Kolleg:in bist zu sozusagen »im Flow«, wenn du Job Crafting aktiv betreibst. Damit kannst du positiver auf dein Arbeitsumfeld zugehen. Im Idealfall reißt du deine Kolleg:innen mit und sie beginnen ebenfalls damit, ihre Arbeit zu gestalten. Das gesamte Betriebsklima kann sich durch die eigene Gestaltung der Arbeitssituation verbessern.
Wie Unternehmen davon profitieren
In Ihrer Studie fanden Wrzesniewski,Berg und Dutton heraus, dass Führungskräfte es nicht unmedingt gerne sehen, wenn Mitarbeitende ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Denn die Ergebnisse zeigten, dass sich viele Vorgesetzte gar nicht bewusst waren, dass ihre Mitarbeitenden Einfluss auf ihre Arbeitsaufgaben nahmen. Bemerkten sie die Eigeninitiative der Mitarbeitenden, kam es in manchen Fällen dazu, dass Führungskräfte dieses ausbremsten oder gar verhinderten.
Doch wieso konnten die Chef:innen die positiven Aspekte des Job Craftings nicht sehen? Schließlich profitiert das Unternehmen von motivierten Angestellten und die gesteigerte Produktivität. Motivierte Mitarbeitende machen weniger Fehler und Arbeiten effizienter, das kann sich direkt auf Umsatz und gewinn auswirken.
Gerade in der modernen Arbeitswelt ist es wichtig, dass Mitarbeitende mitdenken und sich einbringen. Denn wie Welt verändert sich immer schneller und die meisten Unternehmen können sich lange Entscheidungswege nicht leisten. Mitarbeitende, die selbstverantwortlich arbeiten, optimieren beispielsweise Prozesse.
Zudem entspannt sich die Zusammenarbeit und die erhöhte Arbeitszufriedenheit hält die Angestellten im Unternehmen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels gilt es Top-Talente zu halten. Dies geschieht am besten über Handlungsspielräume. Denn gute Mitarbeitende zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich einbringen wollen.
Nichtsdestotrotz sind viele Führungskräfte skeptisch. Es könnte der Eindruck entstehen, das die Untergebenen »machen was sie wollen«. Ein solchen Verhalten steht im Gegensatz mit traditionellen Führungsprinzipien, die aus Autorität und Gehorsam bauen. Damit Job Crafting geling ist es also wichtig, dass die Chef:in merkt, dass die alltäglichen Pflichten auch erfüllt werden, wenn man seinen Aufgabenbereich etwas freier interpretierst.
Fazit
Job Crafting kann dir dabei helfen, eine neue Perspektive auf deine neue Arbeit zu bekommen und deine Situation selbst in die Hand zu nehmen. Unzwar so, dass du dein aktuellen Arbeitsverhältnis behalten kannst. Dazu suche aktiv nach Aufgaben, die dich begeistern, arbeite an deinem Mindset und finde Sinn in der Arbeit. Damit geht es dir und dem Unternehmen besser. Vor allem, wenn deine Chef:in Freiräume gewährt.
Suche dir also einen Job, der erstmal in die richtige Richtung geht. Der grobe Tätigkeitsbereich und das Umfeld sollten schon in etwa passen. Doch die Detailarbeit folgt anschließend. Nehme Einfluss auf deine Aufgaben, sodass sie zu deinen Zielen, Vorstellungen und Talenten passen. Das setzt voraus, dass du dich und deine Bedürfnisse gut kennst. Dann steht der Gestaltung der Arbeit nichts mehr im Weg!