Wie wichtig ist das Thema »Geld & Finanzen« für dich? Für jeden Freiberufler spielt Geld eine zentrale Rolle. Wir müssen den verantwortungsvollen Umgang mit Geld lernen und täglich anwenden. Nur so schaffen wir es, als Freiberufler auch in auftragsschwachen Zeiten wirtschaftlich zu überleben. Um mehr über dieses Thema zu erfahren, habe ich die Expertin Eva Ramuschkat aka Deine Finanzista befragt. Sie hat nützliche Finanztipps für alle, die Freiberufler werden wollen. Viel Spaß beim Interview.
Hallo Eva. Als Deine Finanzista hilfst du Menschen dabei, ihre Finanzen unter Kontrolle zu bringen. Das Thema »Finanzen« klingt für viele erst einmal nicht so spannend. Was fasziniert dich an diesem Thema?
Hallo Ralf! Also, ich finde Finanzen absolut spannend! Viele Selbständige sehen ihre Finanzen als abstrakte Zahlen an, zu denen sie keinen so rechten Bezug haben. Es steckt aber viel mehr dahinter: Alle deine Tätigkeiten als Freiberufler spiegeln sich in deinen Zahlen wider, direkt oder indirekt. Letztlich sind damit deine Finanzen ein Abbild deines Geschäfts. Genauso verhält es sich übrigens im privaten Bereich: Deine finanzielle Situation spiegelt auch deinen Lebensstandard wieder.
Wie wichtig findest du das Thema »Finanzen« im Rahmen einer freiberuflichen Tätigkeit?
Ich sag’ mal ganz provokativ: Wer sich als Freiberufler nicht für seine Finanzen interessiert und sich nicht selbst darum kümmert, der wird nicht dauerhaft erfolgreich sein. Du kannst Weltklasse in deiner Branche sein. Um auch finanziell die Ernte einzufahren und gut von deiner Freiberuflichkeit leben zu können, erfordert es darüber hinaus aber unternehmerisches Denken und Geschick. Ich finde es schade, dass viele ihr Talent vergeuden und vor sich hin dümpeln, wo doch oft so viel mehr Potenzial vorhanden ist!
Falls ich meinen Job kündige, um als Freiberufler zu arbeiten: Wie hoch sollten dann meine finanziellen Rücklagen sein?
Grundsätzlich rate ich Freiberuflern, eine Notfall-Rücklage in Höhe deiner Fixkosten von mindestens drei Monaten aufzubauen. Dies gilt allerdings für Freiberufler, die bereits als solche tätig sind und laufende Einnahmen erwirtschaften. Wenn du als Freiberufler startest und dir erst einen Kundenstamm aufbauen musst, sollte deine Notfall-Rücklage eher die Fixkosten von sechs Monaten abdecken. Stelle sicher, dass du das Geld zurückgelegt hast, bevor du deinen Job kündigst. So verschaffst du dir ausreichend Zeit, um Aufträge und damit laufende Einnahmen zu gewinnen.
Würdest du einem angehenden Freiberufler dazu raten, Leasing und Finanzierungsangebote anzunehmen?
Ich würde jedem Freiberufler raten, seine Fixkosten möglichst niedrig zu halten. Ein Leasing- oder Finanzierungsvertrag führt zu höheren Fixkosten und belastet dich vor allem in Zeiten, in denen die Auftragslage mal nicht so rosig aussieht. Aufgrund der Niedrigzinsen kann das Leasen oder Finanzieren einer für deine Tätigkeit notwendigen Anlage allerdings durchaus sinnvoll sein, weil dadurch nicht so viel Kapital gebunden wird. Ich rate jedoch davon ab, gerade zu Beginn der freiberuflichen Tätigkeit zu viele Leasing- oder Finanzierungsverpflichtungen einzugehen, da sich diese summieren und du schnell den Überblick über die monatliche Belastung verlieren kannst.
Jetzt wird’s persönlich: Sicherlich erstellst du dir auch einen Finanzplan. Womit startest du?
Ich starte mit meiner Vision. Das hört sich vielleicht etwas esoterisch an. Ich finde es allerdings wichtig, für dich herauszufinden, was du dir überhaupt finanziell vorstellst für die nächsten 5 bis 10 Jahre. Ich frage mich: Was möchte ich bis dahin erreicht haben? Welchen Stellenwert hat Geld überhaupt für mich?
Aus meiner Vision leite ich anschließend meine finanziellen Jahresziele ab, die ich auf Monatsziele runterbreche – das betrifft übrigens die geschäftlichen als auch die privaten. Ich finde es nicht nur für Freiberufler, sondern auch für Angestellte essentiell, einen finanziellen Masterplan zu haben. Damit du gezielt auf etwas sparen kannst, damit du gezielt investieren kannst, damit du dir auch guten Gewissens etwas Schönes leisten kannst.
Es ist dir ein großes Anliegen, dass Menschen einen gesunden und verantwortungsvollen Umgang mit Geld lernen und beherrschen. Dazu hast du den Geldplaner 2017 entwickelt. Was sollten die Leser des Buches am Ende des Jahres 2017 können?
Mir ist insbesondere wichtig, dass der Leser sich dem Thema Geld öffnet und durch die tägliche Auseinandersetzung ein besseres Gefühl und einen engeren Bezug zu seinem Geld gewinnt – mit Leichtigkeit. Ich bin stolz, wenn ein Leser am Ende des Jahres 2017 in etwa Folgendes resümiert: »Ich habe dieses Jahr einen Überblick über meine Geldangelegenheiten gewonnen und das Gefühl, dass ich mein Geld nun selbst steuern kann, anstatt ihm hinterher zu schauen. Ich habe gelernt, dass ich selbst die Verantwortung für mein Geld übernehmen muss und dazu auch in der Lage bin. Es bereitet mir inzwischen Freude, mich mit meinem Geld auseinanderzusetzen.«