Geld ist knapp! Dies gilt insbesondere in der Gründungsphase für viele Freiberufler. Um die eigene freiberufliche Tätigkeit aufzubauen, kann es notwendig sein, Fremdkapital einzusetzen, um finanzielle Engpässe überbrücken zu können. In diesem Beitrag geht es um Möglichkeiten der Finanzierung und Kredite für Freiberufler.
Kredite für Freiberufler bei der Bank
Bevor du bei einer Bank einen Kredit aufnehmen kannst, benötigst du einen handfesten Businessplan. Das ist auch gut so. Denn die Bank wird genau prüfen, ob du es mit dem vorgelegten Konzept schaffen kannst, das Darlehen zurückzuzahlen und gleichzeitig deinen Lebensunterhalt zu decken. Zeigt bereits dein Businessplan, dass du den Kredit nur benötigst, um deine Ausgaben für den Lebensunterhalt für längere Zeit zu decken, wirst du bei der Kreditvergabe wohl keine positive Antwort erhalten.
Da die meisten kreativen Freiberufler keine hohen Startinvestitionen benötigen, ist der Weg zur Bank aus meiner Sicht nur unter besonderen Voraussetzungen zielführend. Anders sieht das z.B. bei Ärzten aus, die mit der Eröffnung einer eigenen Praxis hohe Startinvestitionen für medizinische Geräte benötigen. Hier wird die Bank viel wahrscheinlicher einen Kredit vergeben, weil das zur Verfügung stehende Kapital produktiv eingesetzt wird und dem Arzt dabei hilft, Geld zu erwirtschaften.
Bei einer sonst guten Bonität ist es empfehlenswert, zunächst bei der eigenen Hausbank nach einem Kredit zu fragen. Deine Hausbank erkennt direkt, wie deine Bonität in der Vergangenheit aussah. Das schafft Vertrauen und erleichtert die Kreditvergaben.
Außerdem möchte ich an dieser Stelle noch die Mittelstandsbank KfW erwähnen. Dieses Kreditinstitut vergibt Kredite an gründungswillige Menschen zu besonders guten Konditionen.
Crowdfunding
Statt einem Bankberater kannst du auch eine Community von deiner Idee überzeugen und Geld einsammeln. Gleichgesinnte in der Community können das Potenzial einer Idee oft besser einschätzen als Banker, die in einer völlig anderen Branche tätig sind. Allerdings muss deine Idee originell und wirklich interessant für die Community sein. Einfach nur zu schreiben, dass du eine freiberufliche Tätigkeit planst und Geld benötigst, wird dir wohl kaum Bares in deine Kasse bringen.
Ein cooles Projekt mit einem großen Nutzen verspricht da schon mehr Erfolg. Aber was könnte man als Freiberufler da nur anbieten?
Beispiel: Neulich habe ich ein nettes Projekt gesehen, für das eine Gruppe von Designern jede Menge Geld einsammelte. Es ging um die Erstellung eines Buches. Dieses Buch hat das Ziel, die Integration von Flüchtlingen zu erleichtern. Es beinhaltete Piktogramme mit typischen Situationen in Europa und hilft bei der Überwindung sprachlicher Barrieren bei der Flüchtlingsintegration. Die beteiligten Designer konnten sich somit ihr Einkommen für den gesamten Projektzeitraum sichern und stifteten gleichzeitig einen hohen Nutzen für die Gesellschaft.
Zu den wohl bekanntesten Crowdfunding-Plattformen gehören Kickstarter und Startnext.
Kredite für Freiberufler von Freunden und Familie
In vielen Büchern werden zinslose Darlehen von Freunden und Familie empfohlen, um die finanziellen Engpässe während der Selbstständigkeit zu überbrücken. Das klingt zwar günstig und verlockend, allerdings kann dieses Vorgehen auch persönliche Beziehungen zerstören. Beispielsweise dann, wenn man das Geld nicht zurückzahlen kann. Darüber sollte man sich bewusst sein. Selbst wenn du nach der vereinbarten Frist jeden Cent zurückzahlst, hat es den Darlehensgeber realistisch gesehen finanziell belastet. Ihm entgehen Zinseinnahmen, obwohl er (verglichen mit einem Investment in Großunternehmen) in ein hoch riskantes Geschäft investiert hat.
Beispiel:
- Investition von 5.000 EUR für 5 Jahre zu 0% Zinsen in ein Einzelunternehmen: Ergebnis nach 5 Jahren: 5.000 EUR
- Investition von 5.000 EUR für 5 Jahre zu 4% Zinsen in eine Anleihe eines DAX Konzerns: Ergebnis nach 5 Jahren: 6083,26 EUR
Bestimmt gibt es viele Menschen in deiner Familie, die dir das Geld gerne geben, ohne sich einen Profit auszurechnen. Sie lieben dich und wollen dir die Möglichkeit geben, dich selbst zu verwirklichen. Bei Licht betrachtet fühlt man sich mit einem zinslosen Darlehen doch irgendwie schuldig. Zumindest geht mir das so. Kredite für Freiberufler von Freunden oder Familienmitgliedern sollten deshalb aus meiner Sicht immer sehr gut überlegt sein.
Privatkredit
Für Freiberufler mit finanziellem Engpass kann ein Privatkredit eine mögliche Option sein. Dieser sollte aus meiner Sicht jedoch das letzte Mittel darstellen, weil die Zinskonditionen zum großen Teil deutlich über Marktniveau liegen. Am schlimmsten finde ich die Gefahr, eine unprofitable freiberufliche Tätigkeit mit einem teuren Privatkredit künstlich »am Leben zu halten« und somit in die Verschuldungsfalle zu geraten. Ist die freiberufliche Tätigkeit nicht profitabel, wird man am Ende wieder einen Privatkredit benötigen, um die Lebenshaltungskosten decken zu können. Durch die hohe Zinsbelastung wirkt sich der Zinseszinseffekt besonders stark zu deinem Nachteil aus.
Der Privatkredit kann dennoch sinnvoll sein, wenn die Liquidität erschöpft ist, aber in wenigen Monaten ein gut bezahlter Auftrag so gut wie sicher ist. Privatkredite erhältst du bei Banken oder etwas unkomplizierter z.B. bei Auxmoney.
Gründungszuschusses
Der Gründungszuschuss passt eigentlich nicht wirklich in die Reihe der Kredite für Freiberufler. Trotzdem möchte ich ihn hier erwähnen, weil er aus meiner Sicht die beste Möglichkeit darstellt, finanzielle Engpässe bei der Gründung zu überbrücken. Der Gründungszuschuss ist eine Förderung der »Bundesagentur für Arbeit«, um Menschen aus der Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit zu helfen. Wichtigste Voraussetzung ist, dass du zuvor in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis gearbeitet hast und somit Anspruch auf Arbeitslosengeld 1 hast.
Mit dem Gründungszuschuss erhältst du (in etwa) dein Gehalt aus deiner vorherigen Festanstellung für insgesamt sechs Monate. Auf Antrag gibt es nochmal 300 EUR für weitere neun Monate zusätzlich. Auch hier musst du einen Businessplan vorlegen. Dieser wird von einer fachkundigen Stelle geprüft. Auch ein Gründungsseminar musst du besuchen, um den Gründungszuschuss zu erhalten. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, dann ist der mit dem Gründungszuschuss verbundene bürokratische Aufwand sehr lohnenswert, da du das erhaltene Geld nicht zurückzahlen musst.
Weil es den Rahmen des Beitrags sprengen würde, ist der Gründungszuschuss hier nur sehr grob beschrieben. Für weitere Infos lohnt es sich, die Internet-Suchmaschinen zu bedienen.
Fazit
Für mich persönlich ist die Aufnahme von Fremdkapital immer die letzte aller Möglichkeiten. Zuvor würde ich immer versuchen, eine radikale Kürzung meiner Ausgaben vorzunehmen (auf „Luxus“ verzichten) oder mit kreativen Ideen z.B. auf Crowdfunding-Portalen Geld einzunehmen. Für alle Freiberufler, die Kredite oder Förderungen als letzten Ausweg sehen, soll dieser Beitrag ein paar Möglichkeiten aufzeigen. Besonders einen Tipp möchte ich dir noch mit auf den Weg geben: Versuche nicht, eine unrentable freiberufliche Tätigkeit mithilfe von Krediten künstlich am Leben zu halten. Das treibt dich geradewegs in die Schuldenfalle und verbaut dir deine Zukunft.