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Gute und schlechte Webdesigner: So findest du die Guten!

Als Freiberufler gehört es im digitalen Zeitalter schon fast zur Pflicht mit einem eigenen Onlineauftritt im Internet präsent zu sein. Falls dir die Programmierkenntnisse fehlen und dir Homepagebaukästen zu unflexibel sind, bist du wohl oder übel auf die Hilfe eines Webdesigners angewiesen. Wie in jeder Branche gibt es auch hier schwarze Schafe. Worauf du achten solltest, erklärt uns Christoph von ModernPixel.de in diesem Interview.

Frage 1: Du arbeitest als freiberuflicher Designer. Welche Leistungen bietest du deinen Kunden?

Unseren Kunden bieten wir ausgereifte Webseiten, sowie SEO-Maßnahmen an. Dabei decken wir so ziemlich alle Bereiche ab, die man sich vorstellen kann. Dabei sind klassische Firmenwebseiten, Online-Shops und auch Blogs. Ab und zu bekommen wir auch mal die Möglichkeit, etwas Ausgefallenes oder ein Affiliate-Projekt zu betreuen.

Frage 2: Auch ich arbeite als Designer. Manchmal erhalte ich einen Auftrag, weil der Kunde in der Zusammenarbeit mit dem vorherigen Designer sehr unzufrieden war. Die Geschichten finde ich oft sehr haarsträubend. Hattest du auch schon solche Erlebnisse?

Ja, natürlich. Das Schlimme ist, das diese Anfragen auch nicht gerade selten reinkommen. Viele unserer Kunden mussten vorher leider schon die Erfahrung machen, an einen schlechten »Webdesigner« (ich nenne diese Leute nur ungern so) zu geraten. Das Ende ist meist das gleiche. Der Kunde ist sehr unzufrieden, hat eine sehr schlechte Webseite (wenn er überhaupt eine bekommen hat) und ist nun natürlich sehr skeptisch geworden, was unsere Arbeit nicht unbedingt leichter macht.

Frage 3: Was war für dich die einprägsamste Geschichte?

Wir erleben hier schon echt komische und erschreckende Geschichten. Das Heftigste was ich bis jetzt mitbekommen habe, war aber im weiteren Bekanntenkreis. Hier gab es einen jungen Gründer, welcher eine klassische Webseite sein Eigen nennen wollte. Er hatte ein wirklich gutes und ausreichendes Budget zur Hand und wollte natürlich auch das Beste für sein Geld bekommen. Also ging er zu einem Webdesigner, welcher ein Freund von einem Freund war (kennt man ja). Dieser hat ihm, für einen hohen fünfstelligen Betrag, ein Angebot gemacht und er schlug zu.

Man sollte bei der Geschichte noch anmerken, dass es sich hier wirklich um eine »normale« Firmenwebseite handelte. Es gab nichts Außergewöhnliches oder irgendwelche Features, welche den Preis derart in die Höhe hätten treiben können.

Als ich mir dann das Endergebnis angeschaut hatte, bin ich aus allen Wolken gefallen. Der Kunde hat hier nichts weiter bekommen, als eine veraltete WordPress-Installation mit einem fertigen Theme. Der »Designer« hat sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, irgendetwas anzupassen. Es war alles zu 100% aus der Demo übernommen worden (bis auf den Inhalt natürlich). Nicht einmal die Farben oder die Typo wurden an die gewünsche CI angepasst.

Es spricht ja prinzipiell nichts dagegen, einem Kunden auch mal ein Theme zu verkaufen und nicht alles von Grund auf selbst zu designen, nur sollte man das dem Kunden auch vorher sagen und ihm nicht ganz frech dafür fast 10.000€ abnehmen. Das wirklich Nette an der ganzen Nummer ist nämlich, dass der »Designer« die komplette Webseite als sein eigenes Werk ausgegeben hat. Es fiel nicht einmal das Wort »Theme« oder »Vorlage«. Leider habe ich nicht mitbekommen, wie die ganze Sache ausgegangen ist, aber das grenzt für mich schon an Betrug und Abzocke.

Frage 4: Was sind deiner Meinung nach die größten Gefahren, wenn Auftraggeber an solche Webdesigner geraten?

Die größte Gefahr in meinen Augen, ist dieses typische »ein Kumpel meines Kumpels« Verhalten. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie man solche Summen einfach so aus dem Fenster schmeißen kann, nur weil irgendwer einen »Webdesigner« kennt. Diesen Leuten wird dann meist blind vertraut. Hier wird nicht recherchiert, mal nachgefragt oder sich eventuell einen externen Berater ins Boot geholt.

Neben dem meist verbrannten Geld, ist das Schlimmste aber, dass die fertige Webseite meist absolut nicht dem Standard entspricht und bei den künftigen Besuchern den Eindruck vermittelt, die Webseite wäre aus einem Homepage-Baukasten entsprungen (meistens ist dem sogar so).

Aber es gibt in meinen Augen noch weitere Gefahren. Dazu gehören zum Beispiel extrem günstige Angebote. Es ist einfach wirtschaftlich nicht machbar, eine moderne und zielführende Webseite für um die 200€ zu erstellen. Viele nehmen solche Angebote wahr, da sie davon ausgehen, dass ein »Webdesigner« eh nur ein bisschen rumklickt und dies ja nicht so teuer sein kann. Diese Einschätzung ist grundlegend falsch und sorgt dafür, dass man an Leute gerät, die vom eigentlichen Entstehungprozess einer Webseite keinen Schimmer haben. Sie können eventuell eine WordPress-Installation aufsetzen, ein Theme installieren und dieses anpassen – dann hört es aber auch schon auf.

Auch stelle ich fest, dass viele Kunden ihren Webdesigner nach den Referenzen aussuchen (auch unsere meisten Kunden sind so zu uns gekommen). Jedoch sehe ich das als großen Fehler an. In der Regel hat der Kunde kaum das nötige Hintergrundwissen, um eine Webseite einschätzen zu können. Meist entscheidet dann einfach nur der persönliche Geschmack. Dieser ist aber durchaus relativ und für den späteren Besucher auch völlig unwichtig. Diesen interessiert es nämlich nicht, ob dem Inhaber die eigene Webseite gefällt. Wichtig ist, dass der Besucher zurecht kommt, gut geführt wird und möglichst das gesteckte Ziel des Webseiten-Inhabers erfüllt. Natürlich bedeutet dies nicht, dass alle Webdesigner, welche meinem Geschmack entsprechen, grundsätzlich schlecht sind, das ist Quatsch. Ich finde eher, dass man sich nicht zu 100% auf seinen eigenen Geschmack verlassen sollte und noch andere Kriterien mit in die Auswahl einbeziehen sollte.

Frage 5: Wenn du dich nun in die Rolle des Auftraggebers versetzt. Wie würdest du dich aus einer solch konfliktbehafteten Zusammenarbeit lösen?

Das ist natürlich etwas schwierig und kommt auch auf die Vertragsgestaltung an. Wenn diese es zulässt würde ich den Vertrag einfach kündigen, das bereits investiere Geld als Lehrgeld verbuchen und mir einen neuen Designer suchen. Aber die beste Möglichkeit ist es natürlich, erst gar nicht in solch eine Lage zu geraten und mit Bedacht einen Webdesigner auswählen.

Frage 6: Woran erkennt man aus deiner Sicht einen seriösen Webdesigner?

Da die Wissenskluft zwischen Kunde und Webdesigner meist sehr groß ist, ist es natürlich schwer für den Kunden, einen seriösen Webdesigner zu erkennen. Das beste Mittel sind hier wohl die Kundenstimmen – wenn vorhanden.

Findet man im Netz oder auf der Webseite des Designers genügend aussagekräftige Meinungen über seine Arbeit, kann man sich hier ein gutes Bild von dem Webdesigner machen. Auch könnte man die Referenzen durchforsten und mal einen Kunden anrufen oder anschreiben. Einfach mal fragen, wie die Arbeit denn so war und ob sie den Designer empfehlen würden. Aber auch hier muss man darauf achten, dass es »echte« Kundenstimmen sind und keine Fakes.

Was noch ein gutes Indiz ist, sind die angebotenen Dienstleistungen. Wenn ein Webdesigner neben dem umsetzen von Webseiten auch noch 100 andere Sachen anbietet, dann kann man eigentlich davon ausgehen, das der Fokus hier nicht auf dem Erstellen von Webseiten liegt. Das muss nicht unbedingt was Schlechtes sein, sollte man in seine Überlegungen aber definitiv mit einfließen lassen.

Auch der Preis spielt eine wichtige Rolle. Wenn man alles hinterhergeschmissen bekommt, sollte man die Finger von diesem Webdesigner lassen. Gute Arbeit dauert seine Zeit und kostet dementsprechend auch Geld.

Ansonsten hilft nur Menschenkenntnis. Man sollte mit dem Webdesigner sprechen und schauen, wie der Eindruck ist. Fühlt man sich nicht gut aufgehoben, dann sollte man es lassen und jemanden anderen suchen.

Frage 7: Was kann der Auftraggeber tun um die Zusammenarbeit mit dem Designer positiv zu gestalten?

Er sollte dem Designer am Anfang des Projektes so viele Informationen wie möglich geben. So kann sich der Webdesigner ein Bild von den Wünschen des Kunden machen und dementsprechend reagieren und auch planen. Viel mehr kann und muss ein Kunde auch nicht tun. Der Rest liegt meiner Meinung nach beim Webdesigner. Macht dieser seine Arbeit gut, wird es auch zu keinen Problemen kommen.

Frage 8: Wenn du selbst einen Webdesigner beauftragen würdest, was wären deine fünf wichtigsten Auswahlkriterien.

  1. Erfahrung
  2. Sympathie
  3. Zuverlässigkeit
  4. Vorhandene Kundenstimmen
  5. keine Billigangebote

Christoph, vielen Dank für das Interview.


Hast auch du schon Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit einem Webdesigner gesammelt, die du gerne teilen möchtest. Schreibe deine (gerne auch positiven) Erfahrungen in die Kommentare und hilf damit anderen Freiberuflern.


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2 Antworten zu “Gute und schlechte Webdesigner: So findest du die Guten!”

  1. Wow, die Geschichte des „Webdesigners“ eines Freundes von einem Freund klingt wirklich gruselig! Für so eine Arbeit, die mein 14 jähriger Sohn machen könnte, fast 10.000 Euro zu blechen, ist schon Betrug. Der Mann tut mir leid…
    Ansonsten hilfreiche Tipps zum Finden eines Webdesigners, obwohl ich dem Schwarzmalen der Empfehlungen von Freunden nicht wirklich zustimmen kann, da man durchaus auch Freunde haben kann, die talentierte Designer kennen (oder man sie eben selbst kennt, aber das ist dann noch mehr Glück). Man sollte nur wissen, wem man dieses Vertrauen zusprechen kann. 😉

    Viele Grüße
    Berti

    • Hi Berti,
      danke für deinen Kommentar. Richtig! Vertrauen ist der zentrale Punkt. Das gilt für alle Geschäftsbeziehungen. Wie Warren Buffet bereits sagte: »Es dauert 20 Jahre, einen guten Ruf aufzubauen und fünf Minuten, ihn zu ruinieren.«. In diesem Sinne wünsche ich dir weiterhin viel Erfolg für deine Selbstständigkeit!

      Viele Grüße,
      Ralf

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