Designsünden

5 häufige Designsünden

Fachleute haben eines gemeinsam. Sie entwickeln mit der Zeit eine selektive Wahrnehmung für das eigene Fachgebiet. Erfahrene Programmierer erkennen schlecht geschriebenen Code, Köche achten auf Details beim 5-Gänge-Menü im Restaurant und ich als Designer finde häufig Gestaltungsfehler in Drucksachen, auf Internetseiten, YouTube-Kanälen oder im Fernsehen. Manche davon sind nicht nur einfache Fehler sondern richtige Designsünden, die manchmal nur teuer zu beheben sind, wenn Sie sich einmal in das Corporate Design eines Unternehmens eingeschlichen haben.

Ein prominentes Beispiel war die Lufthansa. Nach dem Redesign des Corporate Designs wurde festgestellt, dass der neue Blauton zu schwach war. Die Flugzeuge mussten mit großem Kostenaufwand neu lackiert werden. Quelle: Reisereporter.de

Nun gibt es nicht allzu viele Menschen, die das Design einer ganzen Flugzeugflotte bestimmen müssen. Aber auch in kleinerem Umfang gibt es Dinge, die es zu beachten gilt. Die folgende Liste der Designsünden richtet sich an alle, die Bewerbungen schreiben, YouTube, Drucksachen und Websites in Eigenregie gestalten oder Videos produzieren.

1. Das ß Kuckucksei

Es gibt gute Gründe, manche Textzeilen ausschließlich in Großbuchstaben zu schreiben. Man sieht es oft in Briefköpfen oder bei der Einblendung von Namen in Nachrichten oder Reportagen. Auch Überschriften werden gerne in Großbuchstaben getippt. Was beispielsweise in Amerika sehr gut funktioniert, kann in Deutschland problematisch werden. Grund ist der Buchstabe ß, der im Alphabet bis vor ein paar Jahren nur als Kleinbuchstabe definiert war. (Inzwischen gibt es das ß auch als Großbuchstaben.) Entsprechend ist dieser Buchstabe in vielen Schriftarten noch nicht als Großbuchstabe vorgesehen.

Zwischen Großbuchstaben hat das ß dennoch nichts zu suchen. Deshalb gehen viele den Umweg über das doppelte S. Dies wird in der Praxis aber zum Problem, wenn Personennamen in dieser Form ausgeschrieben werden. Besser und geschmeidiger ist es, den Text im Layout mit Groß- und Kleinbuchstaben anzulegen, wenn zu erwarten ist, dass irgendwann das ß auftauchen wird.

Merke: Ist zu erwarten, dass Eigennamen in einer Überschrift o.ä. auftauchen, dann sollten immer Groß- und Kleinbuchstaben für dieses Textelement verwendet werden. Alternativ kann man eine Schriftart (beispielsweise „Liberation“) die ein Großes ß beinhaltet.

großes sz-l

2. Lange Zeilen im Blocksatz

Wie schön, wenn der Text auf einem DIN A4 Blatt zu allen Rändern bündig ist. Auch wenn der Blocksatz auf den ersten Blick attraktiv erscheint, so ist er für den Leser in vielen Fällen ein Graus. Insbesondere wenn er sich über lange Zeilen erstreckt. Über das Blocksatz-Format werden die Lücken zur rechten Seiten ausgeglichen. Das führt dazu, dass unregelmäßige Abstände zwischen den Wörtern auf einer Zeile entstehen, was den Lesefluss hemmt.

Nun hat der Blocksatz trotzdem seine Berechtigung z.B. in Magazinspalten, um einen optischen Bezug zur nächsten Spalte zu erzeugen. Hier funktioniert der Blocksatz, weil die Wortanzahl pro Zeile im Vergleich zu einem DIN A4 Blocksatz mit kleiner Schrift deutlich begrenzt ist. Praxistipp: Nach ca. 7 bis 10 Wörtern sollte die Zeile umbrechen.

Merke: Lange Zeilen sind schlecht für den Lesefluss. Der Blocksatz verschlimmert dieses Problem, weil zusätzlich die Abstände zu den Wörtern variieren. Nach ca. 7-10 Wörtern sollte die Zeile umbrechen. Bei längeren Zeilen lohnt es sich Spalten anzulegen. Sind deine Informationen nicht leserlich aufbereitet so ist es viel schwieriger, deinen Inhalt zu vermitteln.

blocksatz

3. Trendige Logos

Designtrends ändern sich schnell. Erinnerst du dich noch an das Betriebssystem des ersten iPhones. Alle App-Icons waren glänzend und mit Spiegelung gestaltet. Ein paar Versionen später war die Benutzeroberfläche flach und minimalistisch. Ich habe eine ganze Reihe von Logos gefunden, die sich ausschließlich über einen Designtrend definierten und nach ein paar Jahren altbacken wirken. Die Aufnahme von Designtrends sorgt für ein regelmäßiges Redesign des Logos. Das ist teuer. Nicht nur der Designer verlangt eine Vergütung. Alle Werbemittel müssen neu produziert werden.  In Verzeichnissen muss zeitaufwändig das Logo getauscht werden. Alleine aus Kostengründen sollten Logos immer Zeitlos gestaltet sein. Doch wie macht man das?

Gute Logos erkennt man an ihrer einzigartigen Form. Farben können zwar wichtig sein, spielen jedoch eine untergeordnete Rolle. Weil Apple schon als Beispiel herhalten musste, denken wir mal an die Logos von Nike, Puma oder Mercedes Benz. Alle Logos funktionieren auch sehr gut ohne Farben und grafische Effekte. Zwar gab es in diesen Beispielen hin und wieder auch mal kleine Abwandlungen und Anpassungen. Das Logo ist im Kern aber immer gleich geblieben. Die jahrelange konsequente Kommunikation dieser Bildmarke hat die Marken stark gemacht.

Merke: Gute Logos funktionieren auch ohne Farbe. Hier passt ein Spruch, den ich beim Investieren gelernt habe. „Hin und her macht Taschen leer“. Vermeide es deshalb, ein Logo zu verwenden, das seine Einzigartigkeit auf einem grafischen Trend aufbaut. Dieser Gestaltungsansatz wird dich auf lange Sicht sehr viel Zeit und Geld kosten.

4. Überfrachtete Flyer

Wahrscheinlich findest auch du immer wieder schlecht gestaltete Flyer in deiner Umgebung. Liegt das immer nur am Designer? Kann sein. Manchmal aber auch an den Kunden. Dabei kann ich die Position des Kunden gut verstehen. Er möchte seine Informationen so wirtschaftlich wie möglich an seine Zielgruppe übermitteln. Was ist da naheliegender, als den letzten Quadratzentimeter des Flyers für die Info zu nutzen.

Fernab von anderen grafischen Schwächen sind viele Werbemittel sehr ineffizient, weil sie schlicht und einfach überladen sind. Wenn alle Infos gleich wichtig sind, dann ist am Ende gar nichts wichtig. Generell sollten Produktbilder Platz haben, um ihre Wirkung zu entfalten und Texte in einer klaren Hierarchie angeordnet sein, sodass die Kommunikation des Flyers gut funktioniert.

Merke: Weniger ist mehr. Überladene Werbemittel überfordern die Zielgruppe und werden ineffizient und dadurch teuer.

5. Weboptimierte PDF als Flyer drucken

Warum eine neue PDF-Datei erstellen, wenn doch schon alle Infos in der PDF-Datei auf der Website vorhanden sind? Was aus wirtschaftlicher Sicht zunächst sinnvoll erscheint birgt eine Vielzahl von Problemen in sich:

  1. Die weboptimierte PDF nutzt ein anderes Farbprofil:
    Die Farben werden im Druck deutlich verfälscht sein.
  2. Bilder und Grafiken werden stark komprimiert:
    Im Ausdruck sehen Bilder und Grafiken pixelig und unscharf aus.
  3. Die Druckdatei benötigt eine Größere Abmessung:
    Bei flächigen Grafiken kann im Druckergebnis ein hässlicher Rand entstehen.
  4. Unpassende Falzmarken:
    Wird der Flyer gefaltet, so wird die Faltung ungenau sein, da die Druckdatei die Falzmarken aller Vorrausicht nach an einer anderen Position hat als die weboptimierte PDF.

Merke: Dieses Vorgehen ist nicht zu empfehlen, weil der Flyer am Ende schlecht aussieht und eine Anpassung der PDF-Datei und ein Neudruck unausweichlich sind, wenn dein Werbemittel professionell und seriös wirken soll.

Welche Designsünden kennst du noch?

Meine Liste der Designsünden soll dir helfen, teure Fehler für deine Werbemittel zu vermeiden. Natürlich gibt es noch viel mehr Designsünden. Welche kennst du? Ich freue mich auf deine Kommentare.


Autor:

Datum:


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.